Eine Ära geht zu Ende – eine neue beginnt
Der Eröffnungstag des Cheltenham Festivals 2023 war ein Tag für die Geschichtsbücher. Das Champion Hurdle sah einen überlegenen Sieger mit sehr vielversprechender Zukunft, doch der heimliche Höhepunkt war das Mares’ Hurdle. Es war nicht nur besonders stark besetzt, sondern sollte auch der letzte Auftritt der Ausnahmestute Honeysuckle werden. Ihre Ära ging damit zu Ende, dafür ging der Stern von Constitution Hill endgültig auf. Der Tag wusste jedoch noch mehr herzerwärmende Geschichten zu schreiben.
Rennen 1 – Supreme Novices’ Hurdle
Im Auftaktrennen des Cheltenham Festivals kamen 14 Pferde an den Start, alle Augen waren jedoch auf Facile Vega und Marine Nationale. Facile Vega ist ein Sohn der sechsfachen Cheltenham-Siegerin Quevega und konnte in seinen bisherigen Starts durchaus erahnen lassen, dass er zumindest ein Teil des Talents seiner berühmten Mutter geerbt hat. In sechs Rennen war er ungeschlagen, bevor er Anfang Februar in Leopardstown seine erste Niederlage einstecken musste. Er traf jedoch in Marine Nationale auf einen sehr starken Gegner. Der sechsjährige French Navy-Sohn mit deutschen Wurzeln musste bislang noch keinen Gegner vor sich dulden. Besitzer und Trainer Barry Connell zeigte sich vorab ungewohnt optimistisch, was die Chancen seines Schützlings betraf. Er sollte Recht behalten, denn am Ende siegte Marine Nationale leicht über Facile Vega, der sich jedoch am letzten Sprung einen kleinen Schnitzer leistete. Die Manier, in der Marine Nationale gewann, lässt jedoch vermuten, dass es auch ohne diesen Fehler nicht für Facile Vega gereicht hätte.
Rennen 2 – Arkle Chase
Jonbon und El Fabiolo waren die am Wettmarkt am stärksten gehandelten Teilnehmer für das erste Jagdrennen des Tages und sollten letztlich dieses Rennen unter sich ausmachen. Zunächst sah es jedoch ganz so aus, als könne Dysart Dynamo ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Der Ritt von Danny Mullins führte das Feld das gesamte Rennen über an und schien alle Chancen zu haben als es gen Zielgeraden ging. Dort musste er jedoch abreißen lassen und kam am letzten Sprung zu Fall. Das machte den Weg endgültig frei für die beiden Favoriten. El Fabiolo konnte dabei Jonbon sicher in die Schranken weisen, der jedoch ein starkes Rennen lief und auch in der Niederlage glänzen konnte. Paul Townend saß im Sattel des Schützlings von Willie Mullins, der damit seinen ersten diesjährigen Cheltenham Festival Sieger vom Geläuf abholen konnte. Stallgefährte Saint Roi wurde Dritter. Der Sturz von Dysart Dynamo ließ zunächst schlimmes befürchten, doch stand er siebenjährige nach einigen Minuten wieder auf den Beinen und konnte wohlbehalten von seiner Pflegerin in den Stall zurückgeführt werden.
Rennen 3 – Ultima Handicap Chase
Einen seltenen Sieg für Schottland gab es im dritten Rennen des Tages zu feiern, als der treue Corach Rambler seinen Vorjahreserfolg wiederholen konnte. Unter Derek Fox setzte sich der Schützling von Lucinda Russell nach einem spannenden Finish mit einem Hals Vorsprung gegen den von JJ Slevin gerittenen Fastorslow durch, Monbeg Genius wurde zwei Längen zurück Dritter.
Rennen 4 – Unibet Champion Hurdle Challenge Trophy
Das erste ganz große Highlight des diesjährigen Festivals stand mit dem vierten Rennen, dem Champion Hurdle an. Favorit Constitution Hill hatte bereits bei seinen vorigen Auftritten gezeigt, dass er das Zeug zu einem der ganz Großen des Hindernissports hat, doch auf der ganz großen Bühne konnte er es noch nicht unter Beweis stellen. Das sollte sich in Cheltenham ändern, allerdings traf er in State Man auf einen ebenfalls sehr starken Konkurrenten. Eingangs der Zielgeraden zeichnete sich aber bereits ab, dass spätestens jetzt ein neuer Star des Hindernissports geboren werden würde. Constitution Hill setzt sich mühelos von seiner Konkurrenz ab, doch am letzten Sprung hieß es noch einmal Luft anhalten. Der sechsjährige nahm das finale Hindernis mit einem riesigen Satz, der ihn leicht zu Boden hätte bringen können. Er landete jedoch sicher, und so stand einem phänomenalen Sieg nichts mehr im Wege. Eine neue Ära des Hindernissports beginnt …
Rennen 5 – Close Brothers Mares’ Hurdle
… und eine andere ging zu Ende. Im Mares’ Hurdle lief die Ausnahmestute Honeysuckle, ihrerseits ebenfalls Champion Hurdle Siegerin, ihr letztes Rennen. Sie war in 16 Rennen, teils auf höchster Ebene, ungeschlagen bis sie im Dezember letzten Jahres in Teahupoo im Hatton’s Grace Hurdle ihren ersten Bezwinger fand. Auch State Man war im Irish Champion Hurdle im Februar zu stark für Honeysuckle. Die Stimmen wurden immer lauter, die vermuteten, dass die Stute ihren rennsportlichen Zenit diese Saison überschritten hatte. Im Mares’ Hurdle traf sie auf eine Riege starker Konkurrentinnen, unter anderem die Vorjahressiegerin Marie’s Rock und die ebenfalls sehr talentierte Love Envoi. Honeysuckle musste bei ihrem letzten Start noch einmal ihre ganze Klasse zeigen – und das tat sie auch. Auf den letzten Metern zog sie an der ein starkes Rennen laufenden Love Envoi vorbei und passierte bei ihrem finalen Auftritt mit 1,5 Längen Vorsprung als erste das Ziel. Trainer Henry de Bromhead und Jockey Rachael Blackmore waren die Emotionen deutlich anzusehen. Dieser Erfolg war nicht nur ein würdiges Ende einer großen Karriere, er kam auch wenige Monate nachdem de Bromheads Sohn Jack bei einem Ponyrennen tödlich verunglückte.
Rennen 6 – Boodles Juvenile Handicap Hurdle
Eines der offensten Rennen des Tages war das Juvenile Hurdle, in welchem 21 Pferde an den Start kamen. Der Favorit des Rennen, Tekao, machte lange Zeit einen guten Eindruck, jedoch kostete ihn ein Fehler am drittletzten Sprung seine Chance, sodass er letztlich in diesem Rennen nur ein einziges Pferd hinter sich ließ. Auch der zweite Favorit Bad konnte nicht mehr mithalten, als es ernst wurde. An der Spitze machten die irischen Vertreter Byker, Jazzy Matty und Risk Belle das Rennen unter sich aus. Auf einer Linie stürmten sie dem Ziel entgegen, wo Jazzy Matty unter Michael O’Sullivan die Nase vorne hatte. Mit einer Halslänge Vorsprung gewann der Schützling von Gordon Elliott vor Byker, der Risk Belle mit einer Nase auf den dritten Platz verwies. Für O’Sullivan war es der zweite Tagessieg nach seinem Erfolg mit Marine National, und das bei seinem dritten Ritt überhaupt beim Cheltenham Festival.
Rennen 7 – WellChild National Hunt Challenge Cup Amateur Jockeys’ Novices’ Chase
Im abschließenden Amateurrennen kamen 10 Pferde an den Ablauf und alles deutete auf einen Sieg des haushohen Favoriten Gaillard du Mesnil aus dem Stall von Willie Mullins hin. Fakiera war zunächst in der Führungsposition zu sehen, dichtauf gefolgt von Bellatrixsa, während der Favorit am Ende des Feldes galoppierte. Als es auf den 16. Sprung zuging, übernahm Mahler Mission die Führung und war dem Feld einige Längen voraus, als er jedoch am vorletzten Sprung zu Fall kam. Chemical Energy hatte jetzt die Führung inne, während Gaillard du Mesnil langsam näher kam, jedoch sah es zunächst ganz nach einem Sieg für den Schützling von Gordon Elliott aus. Dieser wurde jedoch auf den letzten Metern müde, sodass Gaillard du Mesnil an ihm vorbeiziehen konnte und schließlich mit zweidreiviertel Längen Vorsprung gewann; Patrick Mullins saß im Sattel des siebenjährigen Saint des Saints-Sohns. Das Rennen wurde überschattet vom Sturz von Malinello, der leider nicht gerettet werden konnte.
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